Die Geschichte von Gresaubach

Herz-Jesu-Kirche

Gemeinde Gresaubach

Nahezu im geographischen Zentrum des Saarlandes liegt das Dorf Gresaubach. Als Gemeinde innerhalb des Landkreises Saarlouis gehört der Ort seit 1974 als Stadtteil zur Stadt Lebach.

Obwohl die Region stark landwirtschaftlich geprägt ist, waren bis Ende der Neunziger ein Großteil der Beschäftigten in der saarländischen Montanindustrie und im Bergbau tätig.

Der Strukturwandel in jüngerer Zeit verlagert das Berufsbild hier, wie in den benachbarten Gemeinden, immer mehr in den Dienstleistungs- und Servicebereich.

Ortsname

Der Ursprung des Ortsnamens lässt sich nicht mehr mit absoluter Sicherheit nachvollziehen. Anfang des Sechzehnten Jahrhunderts lautete er noch Subach, wobei sich der Präfix „Su-“ wahrscheinlich aus Sur ableitet, was im damaligen Sprachgebrauch für „sauer“, „sumpfig“, „feucht“ verwendet wurde.

Die Bezeichnung erfuhr dann im Laufe der Zeit einen phonetischen und inhaltlichen Wandel hin zu „Sau“. Noch schwieriger ist zu ermitteln, woher der Präfix „Gre-“ stammt. Man vermutet, dass sich der Ort von anderen Siedlungen an der Subach abgrenzen musste und „Groß-“, „Greesser-“ als Vorsilbe einführte, was sich zu dem heutigen Ortsnamen entwickelte.

Gresaubach-Totalansicht altes Foto
Wappen Gresaubach

Erläuterungen zum Wappen

Die Wellenlinie, die das Wappen horizontal teilt, symbolisiert die Lage des Ortes an der “Saubach”, einem Gewässer, das im Ort entspringt und bei Lebach in die Theel fließt. Rechts (heraldisch gesehen) oben dokumentiert das Lothringer Kreuz die Zugehörigkeit der Region zum Herzogtum Lothringen bis Ende des 18. Jahrhunderts. Links oben symbolisieren Schaufel und Pike die Vergangenheit des Ortes als Zulieferer von Roherzen, die Anfang des 17. Jahrhunderts noch übertage gesammelt und nach Bettingen und Dillingen geliefert wurden. Die Identifizierung der Einwohner mit dem Bergbau und der Stahlindustrie blieb bis weit ins zwanzigste Jahrhundert bestehen, als ein Großteil der Einwohner in diesem Wirtschaftsbereich beschäftigt waren. Auch die Landwirtschaft prägte maßgeblich den Ort, was sich im Wappen rechts (heraldisch) unten durch Ähren symbolisiert wird. Schließlich steht der Schäferstab als Symbol des hl. Wendalinus, dem die alte Kapelle in Gresaubach geweiht wurde und dem noch heute eine Straße im Ort gewidmet ist.

Die Wendalinuskapelle von Gresaubach

Als Beschützer des Viehes rief das Landvolk schon im Mittelalter den heiligen Wendalinus an. Man verehrte den Heiligen besonders in der Pfingstwoche gleichzeitig mit dem heiligen Mauritius, dessen Gebeine in Tholey ruhen.

Am Pfingstmittwoch arbeiteten die Bewohner von St. Wendel und Tholey nicht. Eine Prozession ging an diesem Tag von Tholey aus, geführt von dem Abt und den Mönchen des Klosters in Tholey. In feierlichem Zuge trugen die Tholeyer den Sarg mit den Reliquien des heiligen Mauritius nach St. Wendel. An dem ersten Freitag nach Pfingsten zog eine St. Wendeler Prozession mit den Reliquien des heiligen Wendalinus nach Tholey. Die St. Wendeler Prozession ist urkundlich schon für das 14. Jahrhundert belegt.

Da die Geschichte der Pfarrei Bettingen auf’s engste mit der Abtei Tholey verbunden war, ist es nicht verwunderlich, dass die Verehrung des heiligen Wendalinus in der Filiale Gresaubach schon sehr früh ihre Anfänge fand. Wann jedoch die Wendalinuskapelle von Gresaubach erbaut wurde, wird wohl nicht mehr genau feststellbar sein.

Im Zuge der französischen Revolution wurde die Abtei Tholey im Jahr 1793 aufgehoben und im Zusammenhang damit wurden fast alle Urkunden und Dokumente, die Aufschluß über das religiöse Leben der Pfarrei Bettingen und ihrer Filialen geben könnten, vernichtet.

Dass die Einwohner von Gresaubach jedoch keine Kosten und Mühen scheuten, um ihre Kapelle zu erhalten, geht aus einem Kreditvorgang zwischen den Einwohnern von Gresaubach und der Herzogin von Lothringen, der uns im Buch 04, Seite 680 des Schaumberger Notariats erhalten ist, hervor. Nach diesem Kreditvorgang verkauften sämtliche Einwohner von Gresaubach der Herzogin von Lothringen das Wäldchen “Groß Häusgen” für 380 Livres, um damit die Kapelle zu reparieren. Daneben nehmen sie einen Kredit in Höhe von 50 Solidari auf, den sie alle zusammen verbürgen. -27. Juli 1735-

Dass die Wendalinuskapelle durchaus den Bedürfnissen der Filiale Gresaubach entsprach, geht auch aus einem Visitationsbericht des Jahres 1772 hervor, den der damalige Dechant des Dekanats Merzig, zu dem die Pfarrei Bettingen gehörte, für die Bischöfliche Behörde in Trier abfasste. In diesem Bericht heißt es, dass die Filiale “Gräsaubach” eine kleine Kapelle besitzt, in der zwar keine Messe gelesen wird, wo sich aber die Gläubigen des Dorfes im Advent und während der Fastenzeit zum Rosenkranzgebet einfinden.

Dass die Kapelle ursprünglich ihre vollendete Größe von 84 m² einnahm, ist nicht anzunehmen; so wurde die Kapelle rund 100 Jahre nach ihrer ersten Renovierung durch die Iniative von Pfarrer Anton Cannivè im Jahre 1836 grundlegend renoviert und erneut dem heiligen Wendalinus geweiht.

Diese erneute Weihe der Wendalinuskapelle gibt Anlaß zu der Vermutung, dass die Kapelle bei dieser Renovierung erweitert wurde, was bei der steigenden Einwohnerzahl von Gresaubach verständlich wäre. Auch ein näheres Betrachten einer alten Ansichtskarte aus dem Jahr 1905 dürfte diese Vermutung bestätigen.

Um einen Überblick über die steigende Bevölkerungszahl von Gresaubach zu erhalten, sei uns ein Blick in die Statistik gestattet.

Eine Statistik vom Oberamte Schaumberg aus dem Jahre 1790 gibt für Gresaubach folgende Zahlen an:

Haushaltungen57
ledige Personen mit eigenem Haushalt11
Witwer3
Witwen13
unverheiratete Kinder171
Gesinde19

Eine andere Statistik gibt Einblick in die Entwicklung der Gemeinde ab dem Jahre 1815:

JahrEinwohner
1815318
1820412
1841615
1900733
19281238
19391329
19461455
19541543

Als dann im Jahre 1903 für die Filiale Gresaubach ein eigener Sonntagsgottesdienst eingeführt wurde, mußte die Wendalinuskapelle zu diesem Zweck erneut renoviert und durch eine Empore erweitert werden. Trotzdem konnte sie beim Sonntagsgottesdienst nicht alle Gläubigen fassen.

Die Leute, vor allem die Männer, standen bei Wind und Wetter um die Kapelle herum und suchten zum Teil unter einem Nußbaum Schutz.

Hier sei noch der tatenfrohe Einsatz des Kaplans Joseph Frensch erwähnt, der von 1905 – 1907 seinen Dienst in Gresaubach versah. Schon in aller Morgenfrühe sah man ihn mit seinem Pferd von Bettingen nach Gresaubach reiten, eine wahre Stütze für Definitor Kaas in seinem letzten Lebensjahr.

Nach dem Bau der Pfarrkirche fiel die Wendalinuskapelle der Spitzhacke zum Opfer. In der neuen Herz-Jesu-Pfarrkirche ist der rechte Seitenaltar dem heiligen Wendalinus geweiht.

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